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Tiermedizin studieren: Inhalte, Prüfungen & Praktika im Überblick

Diese Fächer, Themen und Prüfungen erwarten dich im Tiermedizinstudium.
Von Julia Gerdes

Du willst Tierärztin oder Tierarzt werden? Dann fragst du dich bestimmt: Wie lange dauert das Studium? Welche Fächer erwarten mich? Und wie viel Praxis ist dabei? Hier bekommst du die Antworten!

Auf einen Blick

  • Dauer: 5,5 Jahre (11 Semester)
  • Abschluss: Staatsexamen → tierärztliche Approbation
  • Inhalte: Nach Tierärztlicher Approbationsverordnung (TAppV) bundesweit einheitlich
  • Ablauf: Einteilung in vier Abschnitte von theoretischen Grundlagen bis zu medizinischer Praxis
  • Praxis: Viele Übungen und ein Jahr Pflichtpraktika

Mehr als nur Haustiere

🐶 Viele stellen sich den Beruf so vor: Hunde und Katzen behandeln, Operationen in der Kleintierpraxis. Aber das ist nur ein Teil. Als Tierärztin oder Tierarzt kannst du auch in der Pferdemedizin, Nutztierhaltung, im Veterinäramt, in Zoos, in der Lebensmittelkontrolle, in der Forschung, Industrie oder sogar in den Medien arbeiten.

Du möchtest wissen, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, um Tiermedizin studieren zu können oder in welchen Städten das möglich ist? Auch dazu haben wir Antworten für dich.

Aufbau des Studiums

📚 Das Studium ist in vier Abschnitte gegliedert:

  1. Vorklinischer Abschnitt (1.-4. Semester): Umfasst das Vorphysikum (naturwissenschaftlicher Teil) und das Physikum (anatomisch-physiologischer Teil)
  2. Klinischer Abschnitt (5.-8. Semester): Start der „medizinischen“ Fächer: Diagnostik, Chirurgie, Innere Medizin etc.
  3. Praktisches Jahr (9.-10. Semester): Intensiver Praxiseinsatz in Kliniken, Praxen, Behörden
  4. Staatsexamenprüfungen (11. Semester)

Diese Inhalte kommen im Tiermedizinstudium auf dich zu

Theoretische Grundlagen & erste Praxis 🧠

Die ersten vier Semester sind grundlagenlastig – aber nicht nur trocken!

Neben Vorlesungen in Fächern wie Physik und Chemie gehören auch praktische Übungen mit kleinen Experimenten dazu. Im Fach Physiologie entwickelst du ein Verständnis für die Körperfunktionen verschiedener Tierarten und führst die ersten praktischen Übungen mit Tieren durch. Im Botanik-Kurs werden Gift- und Futterpflanzen nicht nur theoretisch behandelt, sondern in Bestimmungsübungen auch mit mehreren Sinnen erkundet. In Embryologie und Histologie schaust du dir Zellen und Gewebeschnitte unter dem Mikroskop an und lernst, sie zu identifizieren.

Besonders wichtig sind die anatomischen Übungen: Hier präparierst du regelmäßig Muskeln, Knochen, Nerven und Blutgefäße – zum Beispiel an Ziegenbeinen. Diese Einheiten werden durch mündlich-praktische Lernerfolgskontrollen, die sogenannten „Testate“, begleitet. Wer keinen Lateinkurs besucht hat, belegt außerdem das Fach „Medizinische Terminologie“, in dem die wichtigsten medizinischen Fachbegriffe vermittelt werden.

Ein Highlight in der Anfangszeit: Das Landwirtschaftliches Praktikum – hier erhältst du zwei Wochen lang Einblicke in Tierhaltung und Aufgaben des Tierarztes auf dem Hof.

Übersicht über die vorklinischen Prüfungsfächer in den ersten vier Semestern

In den ersten vier Semestern kommen in den folgenden Fächern Prüfungen auf dich zu:

  • Anatomie
  • Histologie & Embryologie
  • Physiologie
  • Biochemie
  • Tierzucht & Genetik (inkl. Tierbeurteilung)
  • Zoologie Botanik: Futter-, Gift- & Heilpflanzen
  • Physik mit physikalischem Strahlenschutz
  • Chemie
  • Medizinische Terminologie (falls erforderlich)

Der klinische Abschnitt nach dem Physikum 🩺 

Jetzt wird’s medizinisch. Ab dem fünften Semester geht es darum, Krankheiten und Behandlungen kennenzulernen. Die Vorlesungen werden in fast jedem Fach von praktischen Übungskursen begleitet. Das erwartet dich im Detail:

  • Propädeutik: Untersuchungstechniken und Behandlungsmethoden – Hier wird zum ersten Mal medizinisch Hand angelegt und das Abhören, Abtasten etc. geübt.
  • Fächer wie Innere Medizin, Chirurgie, Reproduktionsmedizin: Diagnosen und Therapien werden gelehrt und oft gemeinsam an echten Patienten aufgearbeitet.
  • Laborarbeit: Bakterien, Parasiten und Proben aus Fleisch und Milch untersuchen.
  • Pharmakologie und Toxikologie: Eigene Herstellung von Salben und Lösungen.
  • Pathologische Übungen: Obduktionen, Krankheitsursachen bestimmen.

Übersicht über die klinischen Prüfungsfächer

Zwischen dem fünften und dem elften Semester stellst du dich Prüfungen in den folgenden Themenfeldern:

  • Innere Medizin (Klein- und Heimtiere, Wiederkäuer, Schweine, Einhufer)
  • Chirurgie & Anästhesiologie (Klein- und Heimtiere, Wiederkäuer, Schweine, Einhufer)
  • Reproduktionsmedizin (Klein- und Heimtiere, Wiederkäuer, Schweine, Einhufer)
  • Pathologie
  • Radiologie
  • Pharmakologie & Toxikologie
  • Arzneimittel- und Betäubungsmittelrecht
  • Virologie
  • Bakteriologie & Mykologie
  • Parasitologie
  • Tierseuchenbekämpfung & Infektionsepidemiologie
  • Tierhaltung & Tierhygiene
  • Tierernährung
  • Tierschutz & Ethologie
  • Lebensmittelkunde & Lebensmittelhygiene
  • Fleischuntersuchung und Fleischhygiene
  • Milchkunde
  • Geflügelkrankheiten
  • Klinische Propädeutik
  • Gerichtliche Veterinärmedizin, Berufs- und Standesrecht

Weitere Themenfelder:

  • Immunologie Biometrie (Statistik und Datenauswertung)
  • Labortierkunde
  • Landwirtschaftslehre
  • Berufsfelderkundung
  • Erkrankungen bei Reptilien, Amphibien, Fischen und Bienen

Prüfungen im Tiermedizinstudium – so laufen sie ab

Während des Studiums werden regelmäßig Lernerfolgskontrollen durchgeführt. Sie werden „Testate“ genannt und finden meist als mündliche Prüfung statt. In manchen Fächern wird stattdessen auch eine kurze schriftliche Ausarbeitung verlangt. ✍️

Zusätzlich werden am Ende der Semester Abschlussprüfungen in den jeweiligen Fächern abgelegt. Je nach Fach können diese schriftlich, mündlich oder mündlich-praktisch erfolgen. Schriftliche Prüfungen bestehen oft aus Multiple-Choice-Fragen, während praktische Prüfungen Aufgaben wie das Erkennen von Präparaten, die Durchführung einer Untersuchung am Tier oder die Beurteilung von Lebensmitteln umfassen.

Bist du vor mündlichen Prüfungen oft nervös? Das geht vielen Studierenden so. Mach dir die Vorteile dieser Prüfungsform bewusst: Ist eine Frage unklar, kannst du nachhaken. Vielleicht kannst du das Gespräch sogar auf Aspekte lenken, in denen du dich sicher fühlst.

Nach dem zehnten Semester folgt das Staatsexamen, mit dem du das Studium abschließt. Mit dem Bestehen dieser Prüfungen erwirbst du die tierärztliche Approbation, die dich zur Berufsausübung berechtigt.

Praktika im Studium

Insgesamt müssen 1.170 Praktikumsstunden geleistet werden. Aber keine Sorge! Der Großteil davon wird im Praxisjahr absolviert. Die folgenden Praktika sind verpflichtend:

  • Landwirtschaftliches Praktikum (70 Stunden) – Oft in den ersten Semestern
  • Kleines kuratives Praktikum (4 Wochen) – Frühestens nach dem Physikum
  • Lebensmittelüberwachung (2 Wochen)
  • Schlachthof (3 Wochen)
  • Öffentliches Veterinärwesen (2 Wochen)
  • Großes kuratives Praktikum (16 Wochen)

Das große kurative Praktikum musst du nicht durchgehend in einer Praxis oder Klinik absolvieren. Maximal acht Wochen kannst du auch in anderen Einrichtungen wie einer Forschungsanstalt, der Pharmaindustrie oder einem zoologischen Garten ableisten. Insgesamt sind bis zu vier Praktikumsgeber möglich.

Wie schwer ist das Studium?

Kurz gesagt: Es ist anspruchsvoll.

  • Das Studium ist sehr zeitaufwändig
  • Alle Fächer sind Pflicht, es kann nichts abgewählt werden
  • Eine Kombination aus Verständnis, Auswendiglernen und Praxis ist erforderlich

Wer Tiermedizin studiert, braucht:

  • Interesse an Naturwissenschaften
  • Fleiß
  • Durchhaltevermögen

Kritik am aktuellen Aufbau des Medizinstudiums

  • Praxis am Tier kommt aus Ärztesicht zu kurz
  • Themen, die für aktuelle Berufsanforderungen wichtig sind, fehlen, zum Beispiel Kommunikation und Ökonomie
  • Der Anteil an „Lebensmittelfächern“ wird teilweise als zu umfangreich angesehen
  • Schlachthofpraktikum ist für viele Studierende eine besondere Herausforderung

Nach dem Studium

🎓 Nach dem Staatsexamen stehen dir viele Wege offen:

  • Approbation beantragen und ins Berufsleben starten
  • Vielleicht sogar eine eigene Praxis gründen
  • Zunächst als Assistenz in einer Praxis oder Klinik arbeiten
  • In einem rotierenden Internship in einer Klinik Praxiserfahrungen sammeln
  • Spezialisierungen und Weiterbildungen (z. B. Fachtierarzt) machen
  • In der Forschung und Wissenschaft Karriere machen (z. B. PhD, Dissertation)
  • Ein Referendariat im Veterinäramt absolvieren und so ins öffentliche Veterinärwesen einsteigen
  • In der Industrie, Lebensmittelkontrolle oder Zoologie tätig werden.

Fazit: Tiermedizin ist ein forderndes, aber spannendes Studium mit vielen Perspektiven.

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